Aktuelles aus der Ausstellung „am Boden“
Freitagmorgen 10:00, eine Minute, nachdem die Tür geöffnet ist und die Kerze neben dem Kleid entzündet…eine Schulklasse eines Mädchengymnasiums aus Münster. Dass sie gut vorbereitet sind, ist sofort zu spüren: Sie hören zu, lesen selbst die Texte nach, stellen Fragen. Und sie bleiben lange neben dem Kleid sitzen, ganz still und nachdenklich….
Freitagmittag, gegen 13:00, ein älterer Herr, Mitarbeiter bei der Ehrenwache an der Tunika im Dom, erkennbar am schwarzen Anzug und an der leuchtend roten Krawatte. Er kommt schon zum zweiten Mal, dieses Mal, um noch einen Stapel Flyer für die ehrenamtlichen Helfer mitzunehmen. Denn er will, dass viele Leute zur Ausstellung kommen und sich berühren lassen. „Hier stimmt einfach alles.“ sagt er.
Samstag ist den ganzen Tag über Betrieb. Es kommen kleine Gruppen, die viel nachfragen, einzelne BesucherInnen, die lange vor den Stellwänden stehen bleiben. Und einige legen Blumen neben das Kleid. Die Gespräche drehen sich oft um die Frage, warum Menschen sich damals nicht in das Leiden anderer hineinversetzen konnten. Und aktualisiert: Auch heute ist die Empathiefähigkeit bedroht. Es kommen Leute aus Trier, keine Wallfahrer. Sondern Menschen, die wegen der KSJ kommen und sich auch noch an Hermann Münzel erinnern können. Und sich darüber freuen, dass wir mit diesem Projekt der KSJ-Tradition treu bleiben, Theologie und Politik zu verbinden und einen eigenen Beitrag zur Vertiefung von kirchlichen Themen zu leisten.
Sonntag. Zum Vortrag von Margret und Werner Müller sind viele und ganz besondere Gäste gekommen: Frau Prégadier aus Oberhausen, die viel über das Schicksal von Ordensfrauen und kirchlichen Frauen in Ravensbrück geforscht und veröffentlicht hat. Es freut alle, dass Jugendliche diese Ausstellung vorbereitet haben und dass sie Interesse an der Geschichte haben. Nach dem Gespräch ein kleiner, aber feiner Gottesdienst. Ein Satz, der mir in Erinnerung bleibt: „In Ravensbrück ist viel gebetet worden.“
Montag, die Schulklasse einer Realschule. Zunächst etwas unruhig, fangen sie sich aber wieder, als sie um das Kleid herum sitzen. Wie weit die Demütigung eines Menschen reichen kann, das ist das Thema. Dass fast alle KZ-Überlebenden ihre Erfahrungen über Jahrzehnte verdrängt haben, um leben zu können. Was das für heute heißt: Achtsam sein, Menschen nicht demütigen oder verletzen, es kann tiefer gehen und nachhaltiger wirken, als man denkt.
Alle Beiträge zum Projekt “Am Boden – Das Kleid einer KZ-Überlebenden ” finden sich unter dem Tag → “Am Boden”-Ausstellung