Eine gute Zeit im Carmel de la paix
Im Carmel de la paix, Mazille, zwischen Nebel am Morgen und Sonne am Mittag
Wir waren nur eine ganz kleine Gruppe in diesem Jahr, haben aber die Zeit im Carmel sehr gut genutzt. Nicht jede von uns hat es jeden Morgen um sieben in die Kirche geschafft zum Morgenlob und dem anschließenden „Dialog“ (so nennen die Schwestern die Stunde Stille, die ja tatsächlich nicht leer ist…). Der Nebel hatte sich bis zur Mittagszeit gehoben, die Zeit davor war prima für die private Lektüre oder einen ausgedehnten Spaziergang durch die lieblichen burgundischen Hügel. Mittags war es fast so warm wie im Sommer. Die Schwestern waren froh, dass wir Zäune auf der großen Wiese unterhalb des Klosters angelegt haben (noch haben wir etliche Schwielen vom Hämmern und Kratzer von den Drähten an den Händen!). Es war etwas Besonderes, über Allerheiligen dort zu sein, weil die Texte viel Tiefgang haben, der durch den Gesang der Schwestern verstärkt wurde. „Ein neuer Himmel und eine neue Erde“ und „Die Seligpreisungen“ nach Matthäus, eingebettet in die konkreten und politischen Anliegen der Menschen – das macht Mut und festigt die Hoffnung. Zur Hoffnung: Klar steht die aktuelle politische Lage (Ukraine, Syrien, Afrika…) einer hoffnungsvollen Perspektive entgegen, aber wir können uns den Luxus der Hoffnungslosigkeit nicht leisten. Deshalb war der Text aus Röm 8 sehr wichtig: „Eine sichtbare Hoffnung ist keine Hoffnung. Denn welche Hoffnung hat Bestand im Blick auf das Sichtbare? Wenn wir auf etwas hoffen, das wir nicht sehen können, so gibt uns unser Widerstand die Kraft, darauf zu warten.“
Jutta Lehnert