„Tun wir nicht, als sei alles in Ordnung“ (EG 211)
Am 4. Adventswochenende hatten wir uns für dieses Jahr Kuno Füssel als Referenten nach Rascheid eingeladen, um uns von ihm einen Crash-Kurs in Sachen Befreiungstheologie geben zu lassen und zu diskutieren.
Die Erzählung des Gottes Israels als ein befreiender Gott und die damit verbundene Frage nach dem Gottesbild, der methodische Dreischritt „Sehen, Urteilen, Handeln“, eine materialistische Bibelauslegung der sogenannten Versuchung Jesu am Beginn von Mt 4 waren Inhalte, mit denen wir uns auseinandersetzten. Neben der (theologischen) Kapitalismuskritik von Papst Franziskus in „Evangelii Gaudium“ von 2013. In diesem Zusammenhang haben wir, basierend auf der Arbeit von Norbert Arntz vom Institut für Theologie und Politik Münster[1], auch gesehen, wie falsche Übersetzungen nicht nur Bibeltexte entschärfen und entpolitisieren sollen, sondern eben auch die radikale und vernichtende Kritik des aktuellen Papstes an einem Gesellschaftssystem, dass er mit diesen Worten beurteilt: „Diese Wirtschaft tötet“.
Die Mischung aus Kunos wissenschaftlichen Analysen, seinen ironischen Geschichten sowie unterhaltsamen Anekdoten und der inhaltlich begründete Zorn über Kirchenfürsten, die den politischen revolutionären Charakter der jüdisch- christlichen, jesuanischen Tradition systematisch verschweigen und negieren, machten die Tagung inhaltlich spannend und unterhaltsam zugleich.
Der Kommunismus und das Reich Gottes sind sich bei Weitem nicht so unähnlich, wie es von entsprechender Seite gerne propagiert wird[2]. Von beidem sind wir noch ein gutes Stück entfernt. Packen wir es also an.
[2] Vgl. dazu etwa auch: José Porforio Miranda- Der Kommunismus der Bibel (Münster 2014).