Beten, Arbeiten, Wandern, Essen, Lesen und Gespräch
Bericht über den Aufenthalt im Carmel de la paix, Mazille
Dieses Jahr haben wir mit dem Termin eher unsere Studierenden berücksichtigt – nächstes Jahr richten wir uns wieder nach den allgemeinen Herbstferien, versprochen! Denn es ist zu einer sinnvollen Tradition geworden, einmal im Jahr in die Stille des Carmel zu gehen. Sobald man die Autobahn verlässt und der VW-Bus Richtung Macon einschert, befindet man sich schon in einer anderen Welt. Der Wagen fährt wie durch ein Bilderbuch: Rechts und links die bunten Weinberge, ab und zu ein kleines Chateau und dann kommt uns irgendwann das Dörfchen Taizé entgegen. Aber wir fahren weiter, vorbei an der alten Stadt Cluny und sind rechtzeitig zum Abendgebet im Carmel. Für den ersten Moment ist es nicht einfach, direkt in den Gesang der Schwestern und dann in die Stille einzutauchen. Aber am dem nächsten Morgen gelingt es jeden Tag besser. Es ist noch dunkel, wenn man morgens um sieben in die Kirche geht und alles steht noch still. Genau die richtige Zeit, über die lebendige Verbindung zwischen Lebenden und Toten nachzudenken, um die es in den Schriftlesungen und in den Psalmen an Allerheiligen und Allerseelen geht. Die Vigil von Allerheiligen ist wunderschön, die Schwestern singen ihre selbstgeschriebene Allerheiligenlitanei, in der die ihnen wichtigen Heiligen vorkommen: Teresa von Avila, Johannes vom Kreuz, Oscar Romero…
Und es wird das Testament von Christian Berger vorgetragen, dem Prior vom Kloster Tibhirine im Atlas-Gebirge in Algerien, ermordet gemeinsam mit seinen Mitbrüdern als Folge eines tief sitzenden Rassismus. Und dann hören wir den Text vom neuen Himmel und der neuen Erde…ein unglaublicher Trost, eine starke Ermutigung im Einsatz für eine gerechte Welt. Ich könnte jetzt noch erzählen, wie schön die Wanderung durch die burgundischen Hügel war und wie spannend die Rettungsaktion, als Lydia sich den Knöchel verknackst hat; wie gut es tat, mit den Schwestern die Hecken zu schneiden und altes Gesträuch zu verbrennen, wie gut manche Gespräche zwischendurch waren (auch mit Marie-Claier!) und wie kalt wir die Kirche am frühen Morgen empfunden haben, wie intensiv die Zeiten des stillen Lesens waren und wie nett die gesamte Gruppe….Aber so ist es jedes Mal, wenn wir nach Mazille fahren – hin mit Stress im Kopf und zurück mit einem anderen Lebensgefühl.
Für nächstes Jahr sind wir schon angemeldet:
26. Oktober bis 2. November 2014. Am besten schon jetzt in den Kalender eintragen!