Aktuelles aus der Ausstellung Teil 4
GIMP – Geistlicher Impuls – eine Tradition der KSJ
jeden Morgen um 11:00 am Kleid
Biblischer Text –kontextuelle Auslegung – Stille – Gebet
Mehrmals haben wir mit dem Team die Tunika im Dom besucht, nach 18:00, wenn es ruhig ist und man länger neben dem Schiff – Samenkorn – Auge? – stehen bleiben kann. Die beiden Kleider „sprechen“ miteinander, das haben wir ja von Anfang an vermutet. „Unser“ Kleid aber spricht nicht nur, es bringt Menschen zum Sprechen. Es macht sprechen, obwohl es so still da liegt. Verschüttetes Leid, jahrzehntelang verschwiegen, findet endlich eine Sprache, oft tränenreich. Was nie erzählt wurde, weil es nie erzählt werden konnte, wie zugefügtes Leid ein ganzes Leben prägte oder dem Leben nach der Gewalttat eine andere Richtung gab, kann hier gesagt werden. Dann muss jemand da sein, die/der in den Arm nimmt, den Kopf tröstend anlehnt und zuhört. Und vielleicht ein ermutigendes Wort findet und neu sagt, was auch gesagt werden muss: So, wie es jetzt ist, ist es gut. Das ist gegen die Schatten gesprochen, die sich nähern – und eine Sprache, die stark machen will gegen die Übermacht der schlimmen Erinnerungen.
Eigentlich muss man ja sagen: Nichts ist gut. Nicht der Umgang mit geflohenen Menschen, nicht die Missachtung geschichtlicher Erfahrung, nicht die Konzentration auf unwesentliche Fragestellungen oder der Verlust geistlicher Tiefe. Aber wer „durchgekommen“ ist und als Opfer sich selbst retten konnte, braucht diesen Ruhepunkt: Jetzt gerade ist es gut. Dann können sich Kräfte sammeln und Netze zu anderen Menschen ausspannen und alte Schatten bekämpft werden.
Wir reden das Leid nicht klein, wir machen es nur ein wenig erträglicher. Aus dem verschwiegenen, ausgehaltenen und erzählten Leid muss sich Protest erheben gegen heute zugefügtes Leid – so stark, dass es verhindert wird. Unser Projekt „am Boden“ ist klein, aber wer kommt, ist bereit, sich auf verdrängtes Leid einzulassen. Wer kommt, ist mutig.
Alle Beiträge zum Projekt “Am Boden – Das Kleid einer KZ-Überlebenden ” finden sich unter dem Tag → “Am Boden”-Ausstellung