„Damit aus dem Heiligem Rock nicht der Mantel des Schweigens wird“
Der Hintergrund: → Bericht in der „Frankfurter Rundschau“ vom 08.12.12
Aktuelle Stellungnahme der KSJ Trier:
Als Verantwortliche in der kirchlichen Jugendarbeit sind wir empört darüber, wie im Bistum Trier mit erneut auftretenden Fällen von sexuellem Missbrauch umgegangen wurde.
Es rächt sich, dass die vielfach vorgetragene Forderung, begünstigende Kirchenstrukturen kritisch zu prüfen und dabei unbequeme Fragen nach Macht und Amt zu stellen, nicht gehört wurde.
Deutlich hatte das in unserem Bistum die KSJ im Frühjahr 2010 gefordert:
„Bei genauer Betrachtung des Gesamtkomplexes, der mit der sexualisierten Gewalt in der Pastoral der Kirche verbunden ist, zeigt sich, dass es höchste Zeit ist, dringende Strukturfragen zu stellen: Wie weit haben ein verengtes Amtsverständnis und Priesterbild Autoritätshörigkeit und Machtphantasien gefördert und wurden damit pädosexuellen Tätern zur ideologischen Bestätigung ihrer Taten? Welchen Beitrag hat der Zölibat dazu geleistet, die psychosexuelle Klärung von menschlich unreifen Priestern unbeachtet zu lassen? Welche Folgen hat die innerkirchliche Tabuisierung von Macht und der Mangel an Rollenklarheit für Priester? Welche Auswirkung hat es, wenn auf die Wahrnehmung und den Rat von Frauen in den maßgeblichen Leitungsgremien der Kirche verzichtet wird?“
Wir hatten unserem Bischof und der Bistumsleitung zugetraut, entsprechend den Richtlinien mit neu auftretenden Fällen umzugehen. Darin sehen wir uns getäuscht. Das Engagement Ehrenamtlicher in der Jugendarbeit wird verletzt, wenn priesterliche Täter trotz Kenntnis ihrer Taten weiterhin Gottesdienst feiern und in beruflichem Kontakt zu Kindern und Jugendliche bleiben dürfen.
Wir sind empört über den Zynismus, der aus dieser Handlungweise spricht.
Wir zitieren noch einmal die Stellungnahme der KSJ Trier:
„Seelsorger, die gegen Kinder und Jugendliche sexualisierte Gewalt anwenden und Verantwortliche, die dagegen nicht einschreiten, repräsentieren einen gewalttätigen, perversen Götzen der Macht – aber nicht den befreienden Gott Jesu Christi, der vorrangig solidarisch ist mit den Kleinen und Wehrlosen. Sie stehen damit im tiefsten Widerspruch zu den zentralen Inhalten unserer Glaubenstradition.
Wir fordern die Kirche auf, sich dieser Wahrheit zu stellen.“
Wir erwarten von unserem Bischof und der Bistumsleitung, dass sie ihr Verhalten erklären. Wir erwarten weiterhin, dass sie alle geplanten Kürzungen, die im Bereich der selbst organisierten kirchlichen Jugendarbeit vorgesehen sind, sofort stoppt. Das wäre ein Zeichen, dass man den Ernst der Lage verstanden hat und die Krise, in die sich die Kirche selbst gebracht hat.
Die geplante Bistumswallfahrt zum Heiligen Rock sollte mit einer erkennbaren Bereitschaft zu Einsicht und Umkehr verbunden werden. Damit aus dem Heiligen Rock nicht der Mantel des Schweigens wird.
Alle Beiträge, Stellungnahmen und Hintergründe der letzen Jahre zum Themenkomplex sexualiserte Gewalt, Missbrauch und Prävention finden sich unter dem Tag → sexualiserte Gewalt.